Ein Haus zu bauen kann eine komplizierte Angelegenheit sein. Als Bauherr in spe müssen Sie sich nicht nur überlegen wo und wann Sie bauen möchte, ob Sie ein geeignetes Grundstück finden und wie das fertige Haus eigentlich aussehen soll. Auch die Vorbereitung des Baus selbst kann viel Zeit in Anspruch nehmen – schließlich müssen viele Unternehmen, die ihren Teil zur Fertigstellung beitragen, gefunden und beauftragt werden.
Ein Baukoordinator ist gesetzlich vorgeschrieben
Viele Bauherren vergessen dabei, dass durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Firmen mit unterschiedlichen Arbeitern auch Fragen der Sicherheit und der gesundheitlichen Vorkehrungen für alle Beteiligten geklärt werden müssen. Schließlich ist auf Baustellen die Unfallhäufigkeit mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der gewerblichen Wirtschaft. Aus diesem Grund schreibt der Gesetzgeber seit 1999 vor, dass jeder Bauherr, auf dessen Baustelle Arbeitnehmer beschäftigt sind, ab einer gewissen Größe und Dauer der Baustelle einen Bau- und Planungskoordinator bestellen muss, der sich um Sicherheitsvorkehrungen und deren Umsetzung kümmert.
Zuvor wurden beteiligte Firmen und Arbeiter oft im Unklaren darüber gelassen, wer für welche Sicherheitseinrichtungen zuständig ist und dementsprechend auch dafür bezahlen muss. Dies führte oft zu besonders günstigen Angeboten von Baufirmen, die allerdings nur zustande kamen, weil keine Sicherheitsvorkehrungen mit einkalkuliert wurden – im besten Fall in der Annahme, ein anderer Beteiligter würde sich darum kümmern.
Der Planungskoordinator sorgt für ein umfassendes Sicherheitskonzept
Im Wesentlichen ist der Planungskoordinator also für die Arbeitsvorbereitung in Bezug auf die Sicherheit auf der Baustelle zuständig, wohingegen der Baukoordinator sich dann um die Umsetzung dieses Plans während der Bauzeit kümmert. Im besten Fall handelt es sich dabei um ein und dieselbe Person, da die Organisation und Kommunikation somit für alle Beteiligten erleichtert wird.
Der Planungskoordinator muss in jedem Fall schon während der ersten Phase des Baus, der Planungsphase, miteinbezogen werden. Seine Aufgabe ist die Erstellung eines Sicherheits- und Gesundheitsschutzplanes („SiGe-Plan“). Darin sind alle sicherheitsrelevanten Informationen angeführt: etwa die Beschaffenheit der Baustelle, welche Unternehmen wann arbeiten, ob zwischen ihnen Abhängigkeiten im Bauverlauf bestehen und welche Sicherheitsvorkehrungen während der einzelnen Bauvorgänge nötig sind. Ebenfalls angeführt sind Kontaktinformationen aller am Bau beteiligten Personen und Unternehmen.
Sollte sich der Bauablauf zwischenzeitlich ändern, muss er bzw. der Baukoordinator den Sicherheitsplan dementsprechend anpassen und alle Betroffenen darüber informieren. Ziel ist, die Sicherheit bis zum Bauende zu gewährleisten.
Die Aufgaben des Planungskoordinators im Detail
Ein wesentlicher Punkt bei der Erstellung eines Sicherheitsplans ist die Erhebung der Umgebungsbedingungen und Einflüsse auf die Baustelle.
Weiters überlegt sich der Planungskoordinator, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Arbeiten, die zum Bau eines Hauses nötig sind, ausgeführt werden sollen (sofern hier Spielraum besteht), sodass die unterschiedlichen Arbeiter sich nicht in die Quere kommen und gegenseitig behindern oder gar gefährden.
Auch Absturzsicherungen bei Arbeiten am Dach oder mit Gerüsten stellen einen wesentlichen Punkt im SiGe-Plan dar – diese müssen entsprechend allen rechtlichen Vorschriften hergestellt werden.
Unterlage für spätere Arbeiten
Zu guter Letzt ist auch die Berücksichtigung der sogenannten „Unterlage für spätere Arbeiten“ während der Planungsphase wichtig. In dieser beschreibt der Planungskoordinator schon im Vorhinein, welche Maßnahmen zur Wartung und Instandhaltung des fertigen Gebäudes später nötig sein werden. Dies betrifft zum Beispiel hohe Glasfassaden, deren Reinigung und Reparatur besondere Maßnahmen wie eine Hebebühne und alle damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen verlangen würde. Auch die Sicherheit von Rauchfangkehrern muss bereits während der Bauplanung überlegt und konzipiert werden – letztendlich beschreibt diese Unterlage also Schutzmaßnahmen für alle Arbeitnehmer, die in Zukunft mit der Erhaltung des Gebäudes beschäftigt sein werden.
Die Einhaltung der Bausicherheit ist gewährleistet
Der Baukoordinator muss während des Baus dann darauf achten, dass diese Reihenfolgen auch eingehalten werden bzw. mit den entsprechenden Sicherheitsvorschriften konform gehen. Er führt außerdem regelmäßige Sicherheitsbesprechungen auf der Baustelle oder direkt mit den einzelnen beteiligten Unternehmen durch. Die gegenseitige Gefährdung verschiedener beauftragter Firmen soll damit ausgeschlossen werden.
Auch kümmert sich der Planungs- bzw. Baukoordinator um die Organisation und Umsetzung von Sicherheitseinrichtungen wie etwa Gerüste, sodass diese von den Arbeitern effizient und sicher genutzt werden. Er erledigt außerdem die nötigen Behördenwege und kümmert sich um sicherheitsrelevante Ankündigungen.
Eine dezidierte Person, die für die Sicherheit verantwortlich ist
Theoretisch kann der Baumeister selbst die Aufgabe des Baukoordinators übernehmen. Wenn Sie mit einem Generalunternehmen zusammenarbeiten ist es zudem gut möglich, dass dieser bereits für die Bestellung des Baukoordinators gesorgt hat. Ansonsten ist es aber womöglich sinnvoller, wenn Sie eine einzelne Person mit dieser Aufgabe betreuen, die den Überblick auf die Sicherheitsvorkehrungen bewahrt und bei Fragen und Unklarheiten zur Sicherheit auf der Baustelle herangezogen werden kann.
Falls Sie einen externen Planungs- und Baukoordinator bzw. einen Projektleiter beauftragen, sollten Sie keinesfalls auf einen schriftlichen Nachweis vergessen. Nur so ist im Zweifelsfall gewährleistet, dass die Haftung an den Baukoordinator abgegeben wurde. Dieser muss diese Aufgabe übrigens auch annehmen – es reicht nicht, eine Person ohne deren Wissen mit dieser Zuständigkeit zu betrauen!
Haftung bei Unfällen
Ein Baukoordinator sorgt aber nicht für die Sicherheit auf Ihrer Baustelle, er übernimmt auch automatisch die Haftung bei etwaigen Unfällen. Kommt es ohne oder trotz Sicherheitsvorkehrungen zu einem Unfall, kann ansonsten der Bauherr in die Haftung genommen werden, was zu immensen Kosten führen kann. Die Kosten für die Bestellung eines Planungs- und Baukoordinators betragen hingegen im Schnitt nur 0,5 bis 1 Prozent der gesamten Bausumme. Wenn Sie ohne Baukoordinator, aber mit Arbeitern auf Ihrer Baustelle arbeiten, kann zudem das Arbeitsinspektorat bei einer Prüfung Verwaltungsstrafen von mindestens einigen hundert Euro verhängen.
Sicherheit auf der Baustelle ist effizient
Selbst wenn manche Bauherren denken, dass die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften auf ihrer Baustelle vernachlässigbar ist und den Baufortschritt behindert, ist in Wahrheit das Gegenteil der Fall. Eine sichere Baustelle ist auch eine effiziente Baustelle, auf der zeit- und nervenraubende Unfälle von vorne herein vermieden werden können. Ein qualifizierter Planungskoordinator sorgt dafür, dass die vielen beauftragten Unternehmen, die beim Bau eines Hauses für gewöhnlich beteiligt sind, sich untereinander nicht in die Quere kommen, was ebenfalls für mehr Effizienz und weniger Unklarheiten auf der Baustelle sorgt. So können Sie sich als Bauherr auf die angenehmeren Aufgaben des Hausbaus konzentrieren und die Fragen der Sicherheit einem damit betreuten Profi überlassen.
Abbildungsnachweis:
Neubau: www.pixabay.at © User 2211438 – Link zum Bild
Schilder Baustelle: www.pixabay.at © User
Bauleiter: www.pixabay.at © User jarmoluk – Link zum Bild
Bauplan: © Gedankensprung
Baustellenschild: www.pixabay.at – siehe Impressum Seite Baukoordinator
5 Comments
Richtige Planung ist auf jeden Fall wichtig beim Bauen, damit Sicherheit garantiert ist. Baustellen sollen immer für Sicherheit vorbeireitet. Danke für den Artikel.
Hallo Herr Stecker, freut uns, dass Ihnen der Artikel gefallen hat.
Liebe Grüße
das Team von Gedankensprung
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Bis jetzt habe ich nur von der Sanierung von unserer Wohnung mitgewirkt aber ich habe mich auch gefragt, wie es z.B. auf öffentlichen Straßen der Fall ist. Es gibt bestimmt vieles, was man in beiden Bereichen anwenden kann, aber auch viele Unterschiede in Hinblick auf die Aspekte die man beachten sollte.
Sicherheit ist mir so wichtig! Für eine lange Zeit hat mein Mann auf ein Baustelle gearbeitet und er sagte mir das, Sicherheit war immer die Priorität. Vielen Dank für die Information. Mein Sohn überlegt, ob er Baukoordinator werden.
[…] Mit der Rolle des Baukoordinator haben wir uns schon in unserem Blog befasst. […]