Welche Faktoren tragen eigentlich zum Wohnbefinden bei? Einer der wichtigsten ist ganz bestimmt die Temperatur der Innenräume. Jeden Winter merken wir aufs Neue, dass es nichts Schöneres gibt, als aus der Kälte in ein wohlig-warm beheiztes Wohnzimmer zu treten und bei einer Tasse Tee zu entspannen. Doch was hat das alles mit einem Blower-Door-Test zu tun und was ist das überhaupt?
Um einen Raum optimal zu beheizen braucht es nicht nur eine leistungsstarke und energieeffiziente Heizung – auch der Raum selbst muss auch möglichst luftdicht sein, damit die warme Luft nicht wieder entweicht. So weit, so logisch. Wie stellen Bauherren aber nun sicher, dass aus den von ihnen errichteten Räumen nicht langsam, aber stetig Luft entweicht?
Was ist denn eigentlich ein Blower-Door-Test
Um die Luftdichtheit eines Hauses oder einer Wohnung festzustellen, wurde der so genannte Blower-Door-Test erfunden.
Unter- bzw. Überdruck erzeugen und messen
Kurzgesagt wird dabei ein Unter- bzw. Überdruck im Gebäude erzeugt und so gemessen, wie viel Luft aus dem Gebäude heraus oder auch in das Gebäude hineinströmt. Der Test trägt diesen Namen, weil er oft an der Eingangstür bzw. an deren Stelle befestigt wird. Wie dicht oder undicht diese ist, kann dann natürlich nicht gemessen werden – aber dafür die Dichte aller übrigen Türen und vor allem Fenster ermittelt.
Wichtiger als die technischen Feinheiten dieses Tests ist für Sie aber dessen Nutzen. Denn der Test mit dem Feuerzeug, um Luftströme im Haus zu ermitteln, den wir Ihnen in einem anderen Blogbeitrag vorgestellt haben, funktioniert gut, wenn das Haus prinzipiell schon abgedichtet ist und eventuell nur einzelne Dichtungen an den Fenstern erneuert werden müssen.
Zu welchem Zeitpunkt sollte der Blower-Door-Test durchgeführt werden
Wenn Sie allerdings ein Haus bauen oder bauen lassen, sollte von Anfang an sichergestellt sein, dass nicht nur die Fenster, sondern das ganze Gebäude luftdicht ist. Anders als die Dichtungen an Fenstern sind jene im Gemäuer oder an Maueranschlüssen im Nachhinein nur mit viel Aufwand und hohen Kosten zu beheben. Daher sollten Sie noch vor der Endausfertigung Ihres neuen Hauses einen Blower-Door-Test durchführen lassen. Das Geld, dass Sie dafür ausgeben, ist jeden Cent wert, falls dadurch rechtzeitig undichte Stellen erkannt werden.
Insbesondere bei Fertighäusern oder anderen Gebäuden in Leichtbauweise ist ein solcher Test unabdingbar. Zum
Tragen kommt er aber auch, wenn Sie etwa Ihren Dachboden ausbauen lassen, sowie bei allen anderen größeren Arbeiten am Gemäuer.
Sie möchten einen Blower-Door-Test durchführen lassen? Senden Sie uns die Unterlagen Ihrer Immobilie (Einreichplan oder sonstige Pläne mit Grundriss und Schnitten) und wir schicken Ihnen kurzfristig ein Angebot für einen Blower-Door-Test zu.
Ein Tipp:
Wir empfehlen bei Neubauten bzw. größeren Umbauten immer zwei Blower-Doortests: Einen, wenn der Innenverputz bzw. die Innenwandverkleidungen fertig sind, bevor der Unterbau bzw. Estrich eingebracht wird, da zu diesem Zeitpunkt das Gebäude schon dicht sein muss und noch relativ leicht eventuelle Fehlstellen gefunden und ausgebessert werden können. Den zweiten Blower-Door Test dann, wenn alles (Boden- und Wandbeläge, Malerei, etc.) fertig ist.
Die erforderliche Dichtheit bei Gebäuden ist in der Norm geregelt:
Gebäude ohne mechanische Lüftung: n50 < 3,01/h
Niedrigenergie-Gebäude mit mechanischer Lüftung: n50 < 1,01/h
Niedrigstenergie-Gebäude (Passivhäuser): n50 < 0,61/h
n50-Wert bedeutet eine Druckdifferenz von außen zu innen von 50Pascal, das bedeutet ca. Windstärke 5, d.h. es wird ein Wind mit einer Geschwindigkeit von ca. 35 km/h simuliert.
Ein n50-Wert von 1,5 je Stunde bedeutet, dass das Raumvolumen des Hauses unter den gegebenen Prüfungsbedingungen 1,5 mal mit der Außenluft ausgetauscht wird. Je kleiner also dieser Wert ist, desto luftdichter ist das Gebäude.
Dieser n40-Wert wird durch den Mittelwert von Über- und Unterdruckmessung und der Division durch das Raumluftvolumen des geprüften Gebäudes bzw. Gebäudeteils ermittelt.
Unsere Empfehlung
Wir empfehlen aber jedem Errichter von Neubauten bzw. größeren Umbauten mit allen Handwerkern, auch wenn keine mechanische Lüftung eingebaut wird, einen Dichtheitswert von mindestens n50 < 1,0 1/h zu vereinbaren. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass dann alle Professionisten wesentlich besser auf Luftdichte Ausführung achten, ohne dass dies einen wirklichen Mehraufwand bedeutet. So wird der Wert leicht erreicht und Ihre Immobilien ist besser vor Bauschäden geschützt.
Warum ist aber die Luftdichtheit abgesehen von Wärmeverlusten so wichtig?
Schon eine Fuge von 1mm auf einer Länge von 1m bei z.B. einer Dampfbremse beim Dach verursacht einen Feuchteeintrag von ca. 800g Wasser/m² 24h (Bei Außentemperatur -10°C und Innentemperatur 20°C und Druckdifferenz 20Pa (= Windstärke 3), Dampfbremse sd=30m), wobei bei einer funktionierenden Dampfbremse nur ca. 0,5g Wasser/m²24h in die Konstruktion eintritt. Durch diesen Wassereintritt bei der Fuge können Bauschäden an der Konstruktion entstehen, Schimmelbildung und schlechtere Dämmwirkung der Wärmedämmung sind die Folgen. Diese Fuge würde man mit einem Blower-Door Test feststellen und durch ihre Schließung könnte ein Bauschaden verhindert werden.
Ist ein Blower-Door-Test bei einer bestehenden Immobilien sinnvoll?
Der Blower-Door-Test kann aber auch bei bereits bestehenden Immobilien eingesetzt werden. Wenn etwa eine Sanierung ansteht, können – am besten in Verbindung mit einer thermografischen Untersuchung – die bestehenden Schwachstellen schon im Vorhinein präzise ausgemacht werden. Für manche Förderungen zur Erhöhung der Energieeffizienz in den eigenen vier Wänden ist ebenfalls eine Angabe der bestehenden Luftdichtheit nötig.
Wer also eine genaue Vorstellung von der Energieeffizienz und damit eben auch des Gemütlichkeitsfaktors im künftigen Heim bekommen möchte, kommt um den Blower-Door-Test noch während der Bauphase fast nicht umhin. Mit einer geringen Investition können Sie sich so viel Kosten und Ärger ersparen.
Was kostet ein Blowerdoortest?
Übliche Preise für einen Blowerdoortest sind ca. 300,– bis 400,– € zzgl. Mehrwertsteuer, d.h. es handelt sich hier um eine relativ kostengünstige Investition im Vergleich zu den Gesamtbaukosten und der Sicherheit von einem dichten Haus.
Sollten größere Leckagen vorhanden sein bzw. der Suchaufwand sich aufwendiger gestalten bzw. Nebelgeräte etc. erforderlich werden, so werden diese Kosten meist zusätzlich verrechnet. Diese können Sie als Bauherr dann aber an den verursachten Professionisten weiter verrechnen.
Wir machen Ihnen gerne ein Angebot für einen Blower-Door-Test – dazu müssen Sie uns lediglich die Unterlagen Ihrer Immobilie (inklusive Grundriss) zukommen lassen.
Abbildungsnachweis:
Titelbild –Creative Commons Blower Door Test from Wikimedia Commons National Institute of Standards and Technology, Public domain, via Wikimedia Commons
Bild 1: Creative Commons Blower Door Test Fully assembled blower door in the US: © Ket555
Bild 2: Rohbau: www.pixabay.com (c) User: Hans
Bild 3: Kran: pixabay.com (c) User: Bru-nO