Sie können sie nicht sehen, aber sie spüren sie im Geldbörsel: Undichte Stellen an Fenstern, dem Dachgeschoß oder der Außenfassade erzeugen Wärmeverluste, die sich in Ihrer Heizkostenrechnung niederschlagen.
Bevor Sie sich für eine umfangreiche Sanierung Ihres Hauses entscheiden, müssen zuerst die Schwachstellen gefunden und analysiert werden. Mit Methoden wie der Thermografie und dem Blower-Door-Test können Experten die undichten Stellen identifizieren und Sie über geeignete Maßnahmen beraten.
Vorsicht vor „Schnäppchenpreisen“
Aber Vorsicht vor Anbietern, die Ihnen eine Thermografie zum „Schnäppchenpreis“ verkaufen wollen. Ein Angebot um die 100 Euro ist einfach unseriös. Denn bei der Thermografie ist es enorm wichtig, dass diese von einer erfahrenen Person durchgeführt wird. Nur so können Sie sicher sein, dass bei den Aufnahmen keine Fehler gemacht und dann auch die Ergebnisse richtig bewertet werden. Deswegen raten wir auch davon ab, die Thermografie mit einer geliehenen Kamera selbst durchzuführen.
Mit Thermografie die Wärmeverteilung sichtbar machen
Sie kennen Sie bestimmt – diese bunten Fotografien, die durch unterschiedliche Farben warme und kalte Stellen an Wänden, Türen und Fenstern anzeigen. Die Methode, mit der diese Wärmebilder erzeugt werden, nennt man Thermografie. Dafür benötigt man eine Kamera mit Spezialobjektiv, die die Wärmeabstrahlung von Objekten misst. Doch wie funktioniert so eine Wärmebildkamera eigentlich?
Feste Oberflächen und Körper strahlen Licht aus, auch wenn wir es mit freiem Auge nicht sehen können. Je wärmer eine Oberfläche ist, desto heller ist das abgestrahlte Licht. Erst wenn die Temperatur etwa 500 °C übersteigt, kann man das Leuchten mit eigenen Augen als ein Glühen sehen.
Eine Wärmebildkamera macht die Strahlung einer Oberfläche sichtbar, indem sie die Stärke des Lichts misst und in ein buntes Wärmebild umwandelt. Dafür benötigt die Kamera eine spezielle optische Linse und elektronische Sensoren. Das Ergebnis der Thermografie sind Bilder, die in bunten Farben die Temperaturunterschiede anzeigen.
Worauf kommt es bei der Außenthermografie an?
Bei der Außenthermografie können die Messergebnisse durch Sonneneinstrahlung, starken Wind oder Feuchtigkeit wie Tau oder Regen beeinflusst werden. Deswegen sollte sie nur bei bestimmten Bedingungen durchgeführt werden. Das sind:
- eine gleichmäßige Beheizung des Hauses und geschlossene Fenster vor und während der Thermografie,
- trockene, kühle Witterung mit wenig Wind,
- ein Temperaturunterschied zwischen beheizten Innenräumen und Außenbereich von mindestens 15 Grad und
- keine Sonneneinstrahlung.
Der günstigste Zeitpunkt für eine Außenthermografie ist damit an einem trüben Tag in der kalten Jahreszeit vom späten Nachmittag bis zum frühen Vormittag.
Die Außenaufnahmen sind für den Kunden immer ganz nett anzusehen, aber um Fehler oder Mängel in der Konstruktion zu finden, sind Detailkontrollen und Detailaufnahmen von innen unerlässlich.
Die Interpretation der Wärmebilder
Nachdem die Thermografie durchgeführt wurde, analysiert der Experte die Wärmebilder. Unter anderem können folgende Schwachstellen entdeckt werden:
- defekte oder schlecht konstruierte Stellen (Kältebrücke) einer Gebäudehülle (Außenwände, oberste Geschossdecke, ect.),
- Undichtigkeiten durch fehlerhaften Einbau der Fenster,
- mangelhaft wärmegedämmte Leitungen des Zentralheizungssystems in Außenwänden oder
- nicht optimal ausgeführte Dämmmaßnahmen (z.B. defekte Dämmplatten).
Thermografie eignet sich also nicht nur für das Aufzeigen von Schwachstellen bei unsanierten Häusern, sondern auch für die Feststellung von Mängeln nach der Durchführung von baulichen Maßnahmen.
Kann die Thermografie auch hinter die Oberfläche schauen?
Die Thermografie zeigt die Wärmeverteilung an der Oberfläche auf. Ein erfahrener Experte kann jedoch weitere Schlüsse ziehen, wenn er das darunterliegende Material und mögliche Einbauten in der Wand kennt. Folgende Gegebenheiten können Einfluss auf das Ergebnis der Thermografie haben:
- Heizungsleitungen erwärmen die Wand
- Kaltwasserleitungen erzeugen kühle Wände
- Einbauteile wie Holzbalken oder Stahlträger verändern die Wärmeleitung
Auch Hohlräume hinter der Wand haben Einfluss auf die Wärmeleitung. Sie kommen oft in Altbauten vor und bleiben lange unbemerkt. Weil ältere Gebäude in der Vergangenheit oft umgebaut oder verändert wurden, bilden sich Spalten, Lücken Schächte oder Gänge, die auf keinem Plan eingezeichnet sind. Das Problem: Kühlt der Hohlraum in Winter die Wand stark ab, kann es zur Bildung von Kondenswasser kommen. Und das fördert die Entstehung von Schimmel.
Was kommt nach der Thermografie?
Eine Thermografie sollte immer im Rahmen einer Energieberatung stattfinden. Denn die Schwachstellen, die Wärmebilder aufzeigen, sind erste Anhaltspunkte. Mit Hilfe von Gebäudeplänen und einer Vor-Ort-Begehung kann der Energieberater den Schwachstellen auf den Grund gehen und so geeignete Maßnahmen ausarbeiten.
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten kann mit einer neuerlichen Thermografie geprüft werden, ob die energetischen Maßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden und die Gebäudehülle nun dicht ist.
3 Comments
Da der Mensch im Infrarotbereich nicht sehen kann, brauchen wir eben spezielle Kameras für die Thermografie. Ich finde, dass die Methode zum Detektieren von energetischen Schwachstellen am Haus zielführend sein kann. Wie Sie bereits erwähnen, könnten dadurch Wärmebrücken, Durchfeuchtungen und auch Hohlräume identifiziert werden. Vielen Dank für Ihren Beitrag!
Ich überlege mir derzeit, eine Energieberatung für unseres Haus zu erhalten. Gut zu wissen, dass es mit einer Thermografie Kältebrücke und schlechte Dammmaßnahmen entdecken kann. Ich hätte aber nicht erwartet, dass es so strenge Bedingungen für die Durchführung gibt – zum Glück bieten Wintertagen die perfekte Lage.
[…] die Gebäudehülle Wärme verliert, haben wir in einem anderen Blog zum Thema Thermografie […]